Reisebewertungen
zur Reise
Usbekistan:Die ausführliche Reise mit Ferganatal
"Faszinierendes Land "
Vorbemerkung: Bewertungen dienen als Entscheidungshilfe für Andere, sind gleichzeitig jedoch subjektiv und sind geprägt von den persönlichen Erwartungen. Ich hatte die 15-tägige Reise inkl. Ferganatal gebucht. Die Reise hat mir sehr gut gefallen, meine Reiseerwartungen wurden dabei größtenteils mehr als erfüllt. Die Eindrücke eines doch in vielen Bereichen uns (noch) fremden, aber faszinierenden Landes waren sehr umfangreich. Neben den vielen historischen Stätten konnte ich auch einiges über das normale Leben in diesem Land erfahren, was vor allem daran lag, dass unser Reiseführer Furkat gerne unsere zahllosen Fragen über die vielen Facetten der usbekischen Gesellschaft beantwortet hat und man im persönlichen Gespräch seinen jeweiligen Wissenshorizont erweitern konnte. Gegenseitiger Respekt, eine Prise Humor und der Wunsch, über den jeweiligen Tellerrand zu schauen, haben eine spannende Reise mit unserem Reiseleiter ermöglicht. Die Sprachkenntnisse unseres Reiseführers waren wirklich sehr gut. Ich war immer wieder verblüfft, über Furkats umfangreichen deutschen Wortschatz: Fachbegriffe, Themen aus Literatur, Kunst und Geschichte ebenso wie alltägliches Vokabular.
Ein paar allgemeine Anmerkungen zur Reise und zum Land, die aus meiner Sicht vor Reiseantritt hilfreich sein können: Die Hotels entsprechen westlichen Standards in Wohnkomfort und auch Frühstücksleistung und dienen somit auch immer als persönlichen Rückzugsanker in uns vertraute Welten. Das Essen in Usbekistan ist lecker, jedoch sehr fleischlastig. Beilagen zu den Fleischgerichten wie Reis, Kartoffeln oder Nudeln sind eher selten bzw. deren Mengen teilweise gering. Vegetarier sind hier etwas zu bedauern. Speisen und Getränke sind für unsere Verhältnisse billig. Wasser gibt es wirklich an jeder Straßenecke in diversen PET-Flaschen verplombt und somit keimfrei, als Service im Hotelzimmer stehend oder auf der Reise kostenlos durch SKR angeboten. Cola, Säfte und alkoholische Getränke (Bier, Wein, Schnaps) zahlt man selbst, gibt es in jedem Restaurant zu bestellen. Die Restaurantauswahl berücksichtigt unsere Essgewohnheiten, die einheimischen Speisen wie der berühmte Plov schmecken prima. Ein Besuch auf dem Markt ist ein echtes Erlebnis, ein Muss für alle Sinne. Frisch gepresster Grantapfelsaft oder ein rauchender Schaschlikspieß geht immer. Man sollte dennoch einkalkulieren, dass fremde Darmbakterien einem zu schaffen machen können, bei unserer 12köpfige Reisegruppe hatte gut die Hälfte immer mal Darmprobleme, die sich mit geeigneten Medikamenten aber einigermaßen eindämmen lassen. Woher diese kamen lässt sich oft nur schwer nachvollziehen. Nach 2-3 Tagen ist der unangenehme Spuk dann meist wieder vorbei. Während der Reise trifft man unterwegs in Raststätten oder bei den Museen zuweilen auf spannende Hygienebedingungen, für manche Stehtoiletten sollte man etwas Toilettenpapier oder feuchte Tücher mit sich führen. Grundsätzlich sollte man für diese Reise in guter physischer Konstitution sein. Kurze Schlafzeiten (nächtliche Abflugzeit für den Inlandsflug, frühe Zugfahrt) bringen den Organismus ebenso durcheinander wie stundenlange Busfahrten über holprige Straßen (zweimal über 8 Stunden für die Strecken zwischen Chiwa, Buchara und Samarkand; Rückenprobleme sollte man definitiv nicht haben). Wer gerne spazieren geht, ist im Vorteil. Steile Treppenaufstiege stellen schon mal eine kleine Herausforderung für ungeübte dar. Einheimische Währung kann man in den Metropolen an Geldautomaten mit Kreditkarte abheben (bedingt durch die extrem hohe Inflation erhält man dort jedoch meist nur ca. 50 Euro in Landeswährung, was für den täglichen Bedarf mehrere Tage gut reicht), Zahlungen mit Euro oder US-Dollar sind bei touristischen Einkäufen problemlos möglich, Bezahlterminals gibt es hingegen eher selten. Der normale Touristenalltag beginnt nach dem Frühstück um 9 Uhr und endet meist mit dem Abendessen um 21 Uhr. Dunkel wird es Ende September gegen 18.30 Uhr. Wer Frühaufsteher ist, kann vor dem Frühstück auf eigene Faust durch die Stadt schleichen. Ich mag es, dabei das normale Alltagsleben zu beobachten. Übrigens: Die Usbeken sind ein sehr freundliches und respektvolles Volk. Fremden Platz anbieten in der U-Bahn ist selbstverständlich und wenn man freundlich fragt, darf man auch mal seinen Gegenüber fotografieren. Letzteres kehrt sich insbesondere im ländlichen Bereich gerne mal um, spontane Zwischenstopps zum Beispiel zur Melonenprobe werden zum schönen Reiseerlebnis, wir strahlen dabei mit den Einheimischen um die Wette. Hier wäre organisatorisch noch Luft nach oben, echte Begegnungen mit Einheimischen beschränken sich insgesamt zu sehr auf touristisches Angebot (Keramikproduktion, Seidenspinnerei, Papierherstellung). Da ich im Laufe der Reise den Überblick über die besuchten Medresen und Moscheen verloren habe und sich gegen Ende der Reise eine gewisse Sättigung einstellte, könnte man da zu Gunsten der Begegnung mit Einheimischen gerne planerisch ein wenig umschichten.
Ich hatte vor Reiseantritt die beiden Reise-Alternativen (11 bzw. 15 Tage) abgewogen und mich für die 15-tägige Reise entschieden. Dafür spricht im Nachhinein der jeweils leicht längere Aufenthalt in den Städten Chiwa, Buchara und Samarkand, teilweise zur freien Verfügung. Die Hauptstadt Taschkent dient eher als zentraler logistischer Anlaufpunkt für An- und Abreisen und kommt touristisch m.E. zu kurz. Gerne hätte ich noch etwas von den durchaus sehenswerten Sowjetbauten gesehen oder einen Blick mehr auf die unzähligen Plätze geworfen. Um die freie Zeit sinnvoll ergänzend nutzen zu können, empfehle ich Stadtpläne und GPS-Karten bereits in Deutschland aus den Reiseführern zu kopieren bzw. offline aufs Smartphone herunterzuladen. Insbesondere Samarkand und Taschkent sind Millionenstädte, da sind die Wege sehr weitläufig. Mit etwas Mut kann man die U-Bahn oder Taxi-Fahrt problemlos meistern, die Kosten sind sehr günstig (U-Bahnfahrt mit beliebig vielen Stationen in Taschkent gerade mal 10 Cent). Mobilfunkempfang: Entweder über einen internationalen Anbieter bereits in Deutschland eine eSIM erwerben oder noch besser vor Ort eine echte SIM-Karte kaufen. Dauerte mit sprachlicher Unterstützung unseres Reiseführers nur wenige Minuten, sehr hohes Datenvolumen und war gemessen an unseren Mobilfunkpreisen spottbillig (rund 10 GB für ca. 5 Euro). Alternativ gab es in allen Hotels kostenlosen WLAN-Empfang.
Die Reise nach Nukus beschränkt sich auf das berühmte Sawitzky-Museum und zwei alte Festungen in der Wüste. Für mich subjektiv in Ordnung, wenn man Gemälde und antike Ausgrabungsstätten mag.
Chiwa ist für mich ein Muss, es vermittelte auf kleinem Raum meine persönlichen Erwartungen von Orient. Ebenso uneingeschränkt auch Buchara. Beide Städte lassen sich bequem zu Fuß erkunden. Samarkand hingegen ist wie alle Millionenstädte enorm groß, hier bedurfte es für mich zuerst etwas Orientierung. Der Registanplatz ist das optische Highlight der Reise und sollte auch abends bei einer kleinen Lichtershow genossen werden. Die Reise durchs Ferganatal wurde in unserer Gruppe unterschiedlich bewertet: Wenn der Weg das Ziel ist, konnte man auf der Zugfahrt die wechselnden Vegetationszonen beobachten, das Zugfahren an sich dürfte auch mal interessant sein. Leider steht die Hin- und Rückfahrt in keinem Verhältnis zur touristischen Zeit in den beiden Städten Margilan und Kokand. Wer ausgiebig Zeit für die Keramikproduktion oder Seidenspinnerei nebst Einkaufsbummel erwartet hatte, dürfte enttäuscht gewesen sein. Die Rückreise erfolgte per PKW über den Pass. Nicht weil es sonderlich gefährlich oder eng wäre mit dem Bus, sondern weil dort schlichtweg maximal 4 Personen in einem Fahrzeug reisen dürfen. Ein schöner Fotostopp auf dem Pass hat mir gut gefallen, als Fotograf hätte ich gerne unterwegs noch mehrere kleine Zwischenstopps gemacht. Da ich kein Faible für Keramik oder Stoffe habe, wäre das Ferganatal nachträglich mein Streichergebnis. Was man stattdessen machen könnte: Ausflug von Nukus an den Rand des Aralsees (Besichtigung des Schifffriedhofs) und einen weiteren Tag jeweils in Samarkand und Taschkent. Dennoch bleibt mein uneingeschränktes Fazit dieser Reise: Ein ganz besonderes Erlebnis! Wer sich unsicher ist, sollte seine Bedenken beiseitelegen. Usbekistan ist definitiv (mindestens) eine Reise wert.
Der SKR-Gast bewertete folgende Reise:
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