Petra: Die geheimnisvolle Felsenstadt in Jordanien

Obwohl sie von zeitgenössischen Geschichtsschreibern abschätzig als reiche Räuber und Plünderer ohne verfeinerte Kultur und Kenntnisse der Landwirtschaft klassifiziert wurden, hat das antike nordwestarabische Nomadenvolk der Nabatäer mit der imposanten Felsenstadt Petra im heutigen Jordanien ein einzigartiges Kulturdenkmal und viel beachtetes UNESCO-Weltkulturerbe zurückgelassen. Tatsächlich verstanden sich die Nabatäer hervorragend auf Wasserwirtschaft in der Wüste, ansonsten hätten sie aus Petra im trockenen Bergland von Edom östlich der Aravasenke keine 800 Jahre lang florierende Handelsstadt machen können. Petra wurde ab dem 5. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung mit den ersten Höhlenwohnungen zur Felsenstadt. Die Blütezeit samt Bau der berühmten Gebäude wie dem Temenos-Tor und dem Haupttempel Qasr al-Bint lag um die Geburt Christi. Der Niedergang der Stadt, in der einst 30.000 bis 40.000 Menschen lebten, zog sich bis ins 7. Jahrhundert hinein.

Wasserreichtum in der Felsenstadt Petra

Petra, dessen Name auf griechisch schlicht und ergreifend „Fels“ bedeutet, liegt auf 800 bis 1350 Metern Höhe zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Akaba. Natürlich vor eventuellen Angriffen durch die tiefe und enge Felsschlucht „Siq“ (Schacht) geschützt, war Petra seinerzeit lediglich über einen Gebirgspfad zu erreichen. Die strategisch günstige Lage am Kreuzungspunkt diverser Karawanenwege von Ägypten nach Syrien und Südarabien sowie bis zum Mittelmeer sorgte schon früh für Wohlstand in Petra. Vor allem Weihrauch spielte eine wichtige ökonomische Rolle in der Felsenstadt, die von einem komplexen Wasserversorgungssystem mit über 200 Zisternen und zahlreichen in Fels gemeißelten Aquädukten durchzogen war. Der für die Region ungewöhnliche Wasserreichtum ließ Legenden entstehen, denen zufolge es sich bei Petra um den Ort gehandelt haben soll, wo Moses eine Quelle habe sprudeln lassen. Die Gegend um Petra wird deshalb „Mosestal“ (Wadi Musa) genannt. Außer mit Weihrauch machten die Nabatäer auch mit dem Zwischenhandel von Gewürzen, Seide, Elfenbein, Perlen und Gold große Gewinne.

  • Temenos-Tor
    Temenos-Tor
  • Qasr al-Bint
    Qasr al-Bint

Petras Wiederentdeckung nach fast 1.000 Jahren

Nach dem endgültigen, durch Eroberungen, Kriege und Erdbeben bedingten Exodus seiner letzten Bewohner Mitte des 7. Jahrhunderts, verfiel Petra bis auf die aus den roten Bergwänden herausgemeißelten Felsgräber und das Theater nahezu vollständig. Erst im frühen 12. Jahrhundert wurde die Region um die Felsenstadt Petra wieder vorübergehend besiedelt, europäische Kreuzritter errichteten die beiden kleinen Burgen Vaux Moise und Sela als Außenposten der größeren Kreuzfahrerburg Montreal. In den folgenden Epochen dienten die leeren Gräber von Petra lediglich hin und wieder durchziehenden Beduinen als Unterschlupf, bis sich um das Jahr 1600 herum der B'doul-Stamm dauerhaft in Petra und Umgebung niederließ. Für die archäologische Wissenschaft wiederentdeckt wurde Petra erst durch den berühmten Schweizer Orientforscher Jean Louis Burckhardt, der die Felsenstadt im Jahr 1812 besichtigte. Ihm folgten zwischen 1897 und 1907 die Arabien- und Altertumsforscher Rudolf Ernst Brünnow, Alfred von Domaszewski, Alois Musil und Theodor Wiegand, welche Petra vermaßen, kartografierten und im Standardwerk „Arabia Petraea“ eine erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Gebäude vornahmen.

  • Petra
    Petra
  • Kamele vor dem antiken Tempel
    Kamele vor dem antiken Tempel

Die Ausgrabungen in der Felsenstadt Petra

Ende der 1920er Jahren begannen dann groß angelegte Ausgrabungen in Petra, weitere folgten 1935, 1937 und 1954, seit 1958 sind permanent Archäologen in der Felsenstadt. Amerikanische Wissenschaftler legten bei einer Grabungskampagne von 1993 bis 2002 die Ruinen des Haupttempels Qasr al-Bint und das Gelände um das Temenos-Tor frei. 2011 wurde auf dem höchsten Berg von Petra, dem Umm al-Bijara, von deutschen und englischen Archäologen eine luxuriöse Badeanlage als vermuteter Teil der einstigen königlichen Residenz entdeckt. Bis heute sind auf 20 km² der Fläche von Petra gut 1.000 Gebäude und Gebäudereste verzeichnet. Schätzungsweise machen diese aber nur 20 Prozent der gesamten antiken Felsenstadt aus. Charakteristisch für die Baudenkmäler in Petra ist die in der Architektur zahlreicher Bauten deutliche Vermischung nabatäischer, griechischer und römischer Einflüsse und Elemente. Dies gilt auch für die vielen Ruinen früherer Opferplätze auf den umliegenden Bergen sowie für die Gebäude weiterer nabatäischer Siedlungen in der Nähe von Petra im Wadi Musa. Exemplarisch zu nennen sind hierbei der „Hohe Opferplatz“ auf dem Jebel Attuf, der Warenumschlagsplatz Siq el-Barid, das Obeliskengrab am Eingang zur Felsschlucht Siq und die heute muslimische Wallfahrtsstätte auf dem Dschabal Hārūn.

  • Antikes Amphitheater in Petra
    Antikes Amphitheater in Petra
  • Antiker Tempel in Petra
    Antiker Tempel in Petra

Das Schatzhaus und das römische Theater

In Petra selbst sind vor allem die prachtvollen, monumentalen Felsengräber Gegenstand des Interesses der Besucher. Zu den berühmtesten zählt das im hellenistischen Stil errichtete „Schatzhaus“ Khazne al-Firaun an der Mündung des Siq in den Talkessel. Es stammt aus der Zeit des Nabatäerkönigs Aretas IV. im 1. Jahrhundert vor Christus, andere Quellen datieren es in die Epoche Kaiser Hadrians im 2. Jahrhundert nach Christus. Besonders beeindruckend am Schatzhaus sind die filigran aus dem Fels herausgearbeiteten korinthischen Säulen und die Relieffiguren. Bis zu zehntausend Zuschauer fanden im ebenfalls komplett aus dem Gestein gemeißelten römischen Theater in Petra Platz. Das ausgeklügelte Abflusssystem sorgte für trockene Sitze, die erhöhte Bühne für gute Sicht. Aus 13 monumentalen Grabtempeln besteht die benachbarte „Königswand“ aus dem 2. bzw. 3. Jahrhundert. Die Gräber sind bezüglich ihrer Baustile ebenfalls nabatäisch, griechisch und römisch beeinflusst. Von der Königswand in Richtung Westen verläuft die „Säulenstraße“ als einstige Hauptverkehrsachse in Petra. Von den Gebäuden sind nur noch die Ruinen des Temenos-Tors und des nabatäischen Haupttempels Qasr al-Bint Fara'un erhalten geblieben. Etwas außerhalb von Petra am Ende des Wadi Kharareeb liegt der Felsentempel Ad-Deir einsam auf dem Berg hoch über der Felsenstadt.

Berühmtheit für die Felsenstadt Petra

Petra gilt heute als die bekannteste und wichtigste Attraktion für den Fremdenverkehr in Jordanien, die Bausünden aus den 1930er Jahren in Form überdimensionierter Hotels wurden aber glücklicherweise beseitigt. Die bis 1985 zwangsumgesiedelten B'doul-Beduinen leben heute in umliegenden Dörfern und sind mehrheitlich als Fremdenführer tätig. In ihren ehemaligen Felswohnungen sind teilweise Souvenirläden untergebracht. Aufgrund seines mystischen Ambientes diente Petra schon mehrfach als Filmkulisse, so etwa in „Sindbad und das Auge des Tigers“ und im dritten Teil von „Indiana Jones“. Durch die Filme wurde Petra im Ausland noch bekannter. Um dem steigenden Publikumsandrang gerecht zu werden, wurde Mitte der 1980er Jahre außerhalb der Stadt ein modernes Besucherzentrum eröffnet. Seit 1993 ist ein gut 100 km² großes Gelände rund um Petra als Nationalpark geschützt, im Wadi Musa sind seither einige luxuriöse Hotels für die bis zu 1 Million Touristen pro Jahr entstanden. Im Jahr 2007 wurde die Ruinenstadt in einer inoffiziellen Umfrage zu den „Neuen Sieben Weltwundern“ gewählt.

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  • Petra
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  • Sandsteinformation in Petra
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