Das Heißquellengebiet Haukadalur in Island
Das Heißquellengebiet Haukadalur liegt im Südwesten Islands und ist durch eine Vielzahl von heißen Quellen und Geysiren geprägt. Vor allem bekannt ist das Haukadalur durch seinen regelmäßig, alle zehn bis zwanzig Minuten ausbrechenden Strokkur und den "Großen Geysir" aus dem "Golden Circle". Aber auch der wunderschöne, tiefblaue, da kieselsäurehaltige Blesi im Haukadalur komplettiert die Schönheit des Haukadalur. Unabhängig von der Jahreszeit behält das Heißquellengebiet sein Antlitz und zeigt wie dünn die Erdkruste in Island ist. An vielen weiteren Stellen im Haukadalur treten kleinere und daher namenlose, jedoch nicht minder schöne heiße Quellen, Geysire und Bäche in Erscheinung.
Die Geysire im Haukadalur
Der Chemiker R. Bunsen hat bereits 1846 den Eruptionsmechanismus von Geysiren im Haukadalur erforscht. Er stellte fest, dass die Wassertemperaturen in einem Geysir unregelmäßig verteilt sind. Während das Wasser an der Oberfläche zwischen 50°C und 100°C heiß ist, erhitzt es sich in der Tiefe bis auf 125°C. Der extreme Druck des Wassers, pro 10 Metern erhöht er sich um 1 bar, verhindert, dass das Wasser verdampft. Steigt die Wassertemperatur in der Tiefe über ein kritisches Maß, verdampft dieses Wasser schlagartig und dringt an die Oberfläche. Auch wenn die Wassertemperatur in den oberen Bereichen zu stark steigt, kann dies eine Wasserfontäne auslösen. Die entstehenden Luftblasen im Oberflächenwasser verringern regional den hydrostatischen Druck und das überhitzte Wasser in der Tiefe steigt nach oben. Während Geysire, die schlagartig ausbrechen und mehrere Meter hohe Wasserfontänen formen, immer sehr tief sein müssen, sind stetig brodelnde Quellen und Schlammtöpfe im Haukadalur in der Regel flacher.
Der blaue Blesi im Haukadalur
Die gespenstig anmutende Blesiquelle im Haukadalur besteht aus zwei sehr tiefen Schächten, welche direkt nebeneinander liegen. Während die eine Hälfte glasklar ist, leuchtet die andere in einem tiefen Blau, als hätte ein Riese in ihr seinen Wasserfarbpinsel ausgewaschen. Die beiden Töpfe der Blesiquelle sind nur durch eine kleine Brücke direkt an der Oberfläche miteinander verbunden. Daher ist es möglich, dass der eine Quelltopf des Haukadalur Blesi um die 100°C und der andere nur 50°C heiß ist. Die unterschiedlichen Temperaturen sorgen für eine chemisch verständliche, ganz unterschiedliche Färbung der beiden Töpfe. Während die im Wasser enthaltene Kieselsäure bei 100°C vollständig gelöst ist, bleibt sie bei 50°C in kleinen Partikeln gebunden. Dadurch ist die heißere Quelle glasklar, die nur 50°C warme hingegen tiefblau. Die Kieselsäurepartikel, die im Haukadalur ganz natürlich vorkommen, brechen das Licht der Sonne anders und sorgen so für den wunderschönen Farbeffekt. Neben dem blauen Blesi können im Haukadalur noch andere farbige Geysire und ein farbenprächtiger Bach bestaunt werden. Diese Farben, die von rot, über gelb bis hin zu grün reichen, werden durch Bakterien erzeugt. Die speziellen, Hitze liebenden Einzeller können Temperaturen bis zu 100°C ertragen. Abhängig von der Wassertemperatur gedeihen unterschiedliche Bakterien, die ganz verschieden gefärbt sind.
Die Geschichte des "Großen Geysirs" im Haukadalur
Der "Große Geysir" im Haukadalur wurde 1294 zum ersten Mal namentlich erwähnt. Generationen von Isländern beobachteten, wie er, ähnlich dem Old Faithful in Amerika, verlässlich alle 60 Minuten eine 60 Meter hohe Wassersäule in die Luft schoss. Die sehenswerte Wasserfontäne wurde dabei vom Wind erfasst, sodass sie im Winter noch in der Luft in kleine Eiskristalle fror und als Graupel zu Boden fiel. Leider ist der "Große Geysir" im Haukadalur heute nicht mehr so zuverlässig wie früher. Änderungen im Grundwasserspiegel oder der Lavaverteilung im gesamten Haukadalur - Gebiet haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar dafür gesorgt, dass er gar nicht mehr ausbrach. Erdbeben und die sich ständig in Bewegung befindende Erdkruste führen heute jedoch wieder zu vereinzelten Ausbrüchen. Doch wer ein echter Hobbygeologe ist, gibt sich nicht mit den letzten 800 Jahren der Erdgeschichte im Haukadalur zufrieden. Zu Recht, denn Sinterablagerungen am "Großen Geysir" lassen Rückschlüsse zu, dass dieser im Haukadalur bereits vor 10 000 Jahren aktiv war. Als wahrscheinlich gilt, dass sich Epochen mit hoher und niederer Aktivität seit jeher abwechselten.
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