Die Georgische Heerstraße - Über den Gipfeln des Kaukasus
Seit Jahrtausenden führt durch den Großen Kaukasus von Russland nach Georgien ein Weg. Soldaten nahmen diese Strecke, aber auch Händler, Postkutschen, Familien, Diplomaten und Dichter. Nachdem der traditionelle Pfad im 18. Jahrhundert im Russischen Türkenkrieg von Katharina der Großen ausgebaut wurde, trägt er den Namen „Georgische Heerstraße“. Die Straße ist 213 Kilometer lang, verbindet Tiflis in Georgien mit Wladikawkas in Südrussland und führt durch eine atemberaubende Landschaft. Sie ist Teil der Europastraße 117 und hat in Georgien den schnöden Namen „Fernstraße S3“. Die Gipfel entlang der Straße sind teilweise über 5.000 Meter hoch, die Luft ist dünn, die Dörfer einsam und geheimnisvoll. Von jeher inspirierte sie die romantische Seele russischer Dichter. Puschkin schrieb über die Straße, genau wie Michael Lemontow. Alexandre Dumas bereiste 1858 die Georgische Heerstraße ebenfalls und verfasste einen faszinierenden Reisebericht.
Die Georgische Heerstraße – ein Kind des Krieges
Auch wenn der Weg über den Kaukasus schon seit Menschengedenken existierte, verwandelte er sich erst im 18. Jahrhundert vom Trampel- und Eselspfad zu einem befestigten Weg und zur Georgischen Heerstraße. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts brodelte es zwischen Russland, Polen und dem Osmanischen Reich. Als Kosaken bei einer Verfolgungsjagd die Grenzen zum Osmanischen Reich überschritten und es zu einem Massaker kam, erklärte Sultan Mustafa III. der russischen Zarin Katharina den Krieg. Russland brauchte nun eine Straße, über die man schnell in den Schwarzmeer- und Mittelmeerraum gelangen konnte. Der Eselspfad im Kaukasus wurde ausgebaut, die Truppen verlagert. Von da an wurde die Georgische Heerstraße immer wieder Zeuge von kriegerischen Auseinandersetzungen. Banden überfielen Reisende, bis die Georgische Heerstraße ab 1827 schließlich von Kosaken bewacht wurde. Und selbst im Zweiten Weltkrieg spielte die Georgische Heerstraße noch eine große Rolle. Die Rote Armee transportierte hier ihren Nachschub für die Truppen. Die Wehrmacht wollte die Georgische Heerstraße deshalb sperren, scheiterte jedoch im Dezember 1942.
Sehenswürdigkeiten entlang der Georgischen Heerstraße
Die Georgische Heerstraße führt an hohen Gipfeln und an tiefen Abgründen vorbei. Die Aussicht ist überall spektakulär. Streckenweise ist sie aber auch ein Teil der historischen Seidenstraße und zeigt dort noch andere Seiten. Eine der wichtigsten Juwelen entlang der Georgischen Heerstraße ist deshalb der Ort Mzcheta mit seinen knapp 8.000 Einwohnern. Der Ort existiert seit fast 3.000 Jahren und war eine der wichtigsten Städte zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer. Bis zum 6. Jahrhundert war Mzcheta Königs- und Hauptstadt des antiken Georgiens. Die Händler der Seidenstraße legten hier eine Pause ein, es wurde gehandelt, verkauft und gefeilscht. Mzcheta wurde zur Festung mit einem Königspalast und einem Tempel für den kaukasischen Gott Ziche. Schon die römischen Historiker berichteten fasziniert von der Festung in diesen fernen Bergen. Mzcheta wurde reich, es entstanden Kirchen, die Swetizchoweli-Kathedrale und das berühmte Dschwari-Kloster. Mzcheta und seine antiken Stätten stehen heute auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. 2.196 Meter über dem Meeresspiegel führt die Georgische Heerstraße an der ehemaligen Poststation Gudauri vorbei. Hier hielten früher die Kutschen, man ruhte sich aus und wechselte die Pferde. Gudauri geriet im 20. Jahrhundert fast in Vergessenheit, bis die alte Postkutschenstation in den 80er Jahren als Fremdenverkehrsort wieder zum Leben erwachte. Es wurden österreichische Sessellifte gebaut und fünf Pisten angelegt, die durch ihre atemberaubende Aussicht auf die Fünftausender des Kaukasus punkten. Aus der einst so einsamen, kalten und windigen Poststation ist heute ein eleganter Fremdenverkehrsort geworden, der zu den beliebtesten Stationen an der Georgischen Heerstraße gehört.
Das berühmte Nadelöhr an der Georgischen Heerstraße
Die Georgische Heerstraße beginnt in Russland und erreicht in der der engen Danielschlucht Georgien. Die elf Kilometer lange Schlucht lässt die Reisenden bereits erahnen, durch welche landschaftliche Pracht die Georgische Heerstraße führt. Die Danielschlucht liegt in einer Höhe von 1204 Metern, rechts und links ragen steile Felswände in die Höhe. Die Schlucht galt schon immer als das Nadelöhr des Kaukasus, bereits die Römer und Perser hatten darum gekämpft, die Oberhoheit über die Schlucht zu gewinnen. Die Römer bauten die Festung Kumli, später errichteten die Perser die Burg Biriparach. Die Ruinen beider Festungen sind heute noch zu sehen.
Die Sagen der Georgischen Heerstraße
Kurz nach der Danielschlucht führt die Georgische Heerstraße am Kasbek, einem 5.047 Meter hohen Gipfel, vorbei. Schon die Griechen hatten Ehrfurcht vor diesem Berg. In den antiken Sagen wurde Prometheus an die Hänge dieses Berges gekettet, nachdem er den Göttern das Feuer gestohlen und den Menschen gebracht hatte. Bis zum Ende aller Tage soll er dort hängen und täglich leiden, wenn ein Adler ihm immer wieder die Leber herauspickt. Göttervater Zeus hatte den Kasbek gewählt, weil ihm der Berg als besonders abgelegen und öde erschien. Der Kasbek ist der achthöchste Gipfel des Kaukasus, und hier scheint er zum Greifen nahe zu sein. Er ist bei Wanderern beliebt, weil er zu den wenigen Fünftausendern gehört, die dank des mäßig steilen Anstiegs leicht zu erreichen sind. In 3.600 Meter Höhe gibt es deshalb auch eine Unterkunft für Wanderer und Bergsteiger. Beim nahen Ort Stepantsminda, in dem alle Kasbek-Wanderungen beginnen, liegt die berühmte Kirche Zminda Sameba. Noch heute leben dort Mönche in großer Einsamkeit und gewöhnen sich nur langsam an den Besuch von Touristen. Bis in 3.600 Meter Höhe zogen einst die Mönche und bauten Kapellen an die Gletscher. Im 14 Jahrhundert sollen die Georgier in den Gletscherhöhlen der Mönche einen Schatz verborgen haben, gefunden wurde er nie.
Vom höchsten Punkt ins tiefe Tal
Am Kreuzpass in 2.379 Meter Höhe erreicht die Georgische Heerstraße ihren höchsten Punkt. Danach führt die Georgische Heerstraße vorbei an der Poststation Gudauri zurück in die tiefe Schlucht des Flusses Mtiuleti-Aragwi. Entlang des Flusses geht es weiter, bis er mit anderen Flüssen zusammenläuft und zum Aragwi wird. Während der Fahrt in die Täler ziehen beeindruckende Bergkämme an einem vorbei, und die Georgische Heerstraße führt manchmal durch Tunnel, manchmal über steile Serpentinen in die Tiefe. Am Ende erreicht die Georgische Heerstraße schließlich das Tal des Flusses Terek und endet kurz vor der Hauptstadt Tiflis. Die wilde Landschaft ist zu Ende, nun blickt der Reisende über Felder und Wiesen, über kleine Dörfer und Siedlungen. Zurück bleibt die Erinnerung an die Georgische Heerstraße - eine der spektakulärsten Straßen der Welt.
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Was Gäste zu Georgien sagen
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