Samarkand, Registan

SKR Reisemagazin: Usbekistan

20.05.2019 Christoph Albrecht

Usbekistan Reisebericht


Bei Usbekistan denken wir alle zunächst an die Perlen der Seidenstraße: An Khiva, Buchara und an Samarkand - an die glänzenden Minarette der Moscheen, die leuchtenden Medresen und die geschäftigen Basare in den Altstädten. Und so ging das auch mir bei meiner Vorbereitung auf diese Reise. Vor Ort zeigte sich jedoch: Usbekistan ist viel mehr und das wird auch jeder auf einer Reise entlang der Seidenstraße erfahren. Ich wurde überrascht von der Internationalität Taschkents, dem sichtbaren Aufbruch nach der Karimov-Zeit (usbekischer Diktator bis zum Jahr 2016) und der authentischen Freundlichkeit bei allen Begegnungen in der U-Bahn Taschkents bis zu unserem Besuch der Porzellan-Manufaktur im Ferganatal. Lesen Sie hier einen kurzen Reisebericht durch das zentralasiatische Land Usbekistan von Tashkent nach Khiva über Buchara und Samarkand bis ins Ferganatal. Die erste Überraschung auf dieser Reise erwartete mich bereits am Flughafen in Frankfurt: Nicht nur stand eine neue Boeing 787 der nationalen Airline Uzbekistan Airways am Gate für uns bereit - es wurde uns zum Start der Maschine mitgeteilt, dass wir bereits nach einer Flugzeit von gut 5,5 Stunden in Taschkent wieder landen würden! In unter sechs Stunden Flugzeit in einer komplett anderen Welt zu landen erhöhte die Vorfreude noch einmal massiv bei meiner ersten Reise nach Usbekistan. Ich hatte mir schon sehr lange vorgenommen das Land auf der Seidenstraße selbst zu bereisen und mir ein eigenes Bild vor Ort von diesem Land zu machen, welches inzwischen zu den wichtigsten Zielgebieten Asiens bei SKR Reisen zählt. Aus diesem Grund war ich auch nicht alleine in der Maschine, denn mit mir waren zwei SKR Reisegruppen auf der Maschine gebucht und begleiteten mich sozusagen auf die Seidenstraße.

Taschkent

In Taschkent am Abend angekommen wartete nicht mehr viel auf mich. Es ging noch ins Hotel, zu einem ersten Abendessen mit usbekischen Köstlichkeiten und dann ins Bett. Am nächsten Morgen sollte unsere Reiseleiterin Berta bereits auf mich warten und sich mit mir zu den Sehenswürdigkeiten in Taschkent aufmachen. Taschkent ist eine Stadt im Aufbruch. An allen Ecken und Enden wird gebaut. Es entstehen neue Straßen, eine neue U-Bahn als Hochbahn, neue Gebäude, ganze Distrikte werden in den kommenden Jahren entstehen - wenn es nach Plan läuft. Es passiert sehr viel seit der neue Präsident Mirziyoyev den alten Präsidenten Karimov, nach dessen überraschendem Tod, im Jahre 2016 abgelöst hat. Aber Taschkent hat nicht nur Baustellen und Aufbruch zu bieten, sondern eine Mischung aus Sowjet-Architektur, Relikte aus der Blütezeit der Seidenstraße und überraschende Bauwerke aus der ersten Phase der neuen Unabhängigkeit. Nach dem schweren Erdbeben 1966, welches beinahe ganz Taschkent in Schutt-und Asche gelegt hat, kamen die größten und wichtigsten Architekten und Städteplaner aus der gesamten Sowjetunion nach Usbekistan und verwirklichten hier ihre städtebaulichen Vorstellungen und „Träume“. Die großen Parkanlagen, die spannenden Plattenbauten mit orientalischen Verzierungen und die beeindruckenden Plätze erzählen hier ihre ganz eigene Geschichte. Sie auf einem Rundgang und einer Rundfahrt durch die Stadt zu entdecken war ein weiteres großes Aha-Erlebnis. Damit hatte ich so nicht gerechnet. Aber es durfte natürlich bei unserem Rundgang auch nicht der erste Blick auf das Erbe der Seidenstraßen-Zeit fehlen mit dem Kaffali-Schaschi Mausoleum und der nahe gelegenen Barak-Khan Medrese – sie gaben mir unbewusst damit schon einen ersten Vorgeschmack auf Khiva, Buchara und Samarkand. Mein persönliches Highlight war allerdings der Besuch des Chorsu Basars, welcher fußläufig von der Medrese zu erreichen ist. Der Basar besteht seit über einem Jahrtausend und bildete damals wie auch heute das Herz Taschkents. Der auffällige, blau-türkise Kuppelbau, welcher den Basar heute überdeckt, scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Entstanden ist er ebenfalls nach dem großen Erdbeben und daher geprägt von einem gewissen sowjetischen Charme. Innen, davor und dahinter blüht das pure Leben. Überall werden Waren angeboten, es wird gehandelt, es wird probiert und am Ende wird auch gekauft. Mein Tipp: Decken Sie sich auf jeden Fall direkt mit getrocknetem Obst und Nüssen ein – Nachschub gibt es überall! Und nach dem Shoppen darf ein Stopp in einem Teehaus nicht fehlen. Denn Tee ist das beliebteste usbekische Getränk. Landesweit ist insbesondere der grüne Tee beliebt, doch in Taschkent wird auch zu einem Schwarztee nicht nein gesagt. Runter kommen bei einer Tasse Schwarz- oder Grüntee, heißt es daher. Mit diesen Eindrücken im Gepäck ging es wieder zum Flughafen und gemeinsam mit den Gästen einer SKR Gruppe nach Khiva. Die erste Perle der Seidenstraße erwartete mich!

Khiva

Bereits 1990 wurde die Altstadt Ichan Qal’a in die Liste der UNESCO-Welterbe aufgenommen und das völlig zu Recht. Die Oasenstadt erwartete mich mit einer gigantischen Stadtmauer, der beeindruckenden Kunya-Ark Festung und einem funkelnden Inneren aus einer anderen Welt. Der Rundgang vom Hotel, das direkt an der Stadtmauer liegt, startet mit dem Gang durch das imposante Westtor der Altstadt. Dahinter wartete bereits das Wahrzeichen der Stadt, das Kalta Minor Minarett, im warmen Morgenlicht auf mich. Der Name des blau schimmernden Minaretts bedeutet so viel wie „kurzes Minarett“ und das, obwohl es einst das größte Minarett der islamischen Welt werden sollte. Mehrere Bauherren starben unnatürliche Tode und um den Baustopp des letzten Bauherrn ranken sich auch heute noch Legenden. Aber dieser Traum aus türkisblauen Fliesen, reich verzierten orientalischen Ornamenten, gelegen direkt vor der Medrese Muhammed Amin Khan, bleibt nicht das einzige Schmuckstück in der Altstadt dieses „Freiluftmuseums“. Hinter jeder Ecke zeigte mein Reiseleiter auf eine neue Medrese, eine weitere Moschee oder ein weiteres Mausoleum und damit eine weitere Sehenswürdigkeit. Ich hatte hier einfach nur noch Lust mich durch die Stadt treiben zu lassen, die Eindrücke auf mich wirken zu lassen und anschließend in einem Teehaus im Schatten das Gesehene wirken zu lassen. Langweilig wird es hier nie, denn neben der tollen Kulisse ist das Alltagsleben in den Gassen etwas abseits immer noch da und sichtbar. Aber, davor konnte ich es mir nicht entgehen lassen die Stadt von oben zu sehen. Der perfekte Ort hierfür ist das Minarett Islam Hodscha. Ich habe Glück, dass ich trotz der Umtriebigkeit in den Gassen fast der einzige Tourist bin, der sich nach oben durch den engen Gang arbeitet. Oben angekommen bietet sich ein traumhafter Blick über die Oasenstadt am Rande der Wüste. Hier wird die ganze Pracht aus 1001 Nacht sichtbar, hier fühlte ich mich in die Zeit der Seidenstraße zurückversetzt. Anschließend, mit etwas mehr Orientierung in dem Labyrinth aus Lehmhäusern und Medresen wollte ich noch die restlichen Sehenswürdigkeiten u.a. die Freitagsmoschee und die Palastanlage Tasch Hauli entdecken und mich vor allen Dingen noch durch die Handwerksstuben treiben lassen. Am meisten angetan hat es mir hier die Werkstatt von Maksud. Er stellt dort mit seinen Schülern beeindruckende Schnitzarbeiten her – nicht alles zum Mitnehmen, aber vieles zum Staunen! Auf keinen Fall dürfen Sie zur blauen Stunde verpassen, auf einer kleinen Aussichtsplattform neben dem Westtor, die Stadt von oben zu fotografieren. Das ist wirklich ein absolutes Muss und hätte ich nicht gewusst, dass noch das Abendessen auf mich wartete, dann wäre ich nicht mehr abgestiegen. Meine Kamera konnte von diesem Blick nicht genug bekommen. Aber das Abendessen mit einem unserer Hoteliers in Khiwa, im Khorezm Art Restaurant, entschädigte mich. Hier konnte mehr als nur ein paar lokale usbekische Spezialitäten genießen. Mit einem vollen Bauch und einem perfekten Einstieg in die Reise entlang der Vergangenheit der Seidenstraße fand auch dieser Tag ein Ende.

Buchara

Von Khiva führte uns die Reiseroute entlang Baumwollplantagen und kleinen Marktständen nach Buchara. Im September ist Melonenzeit und so wurden an allen Stellen unendlich viele Wasser-, Honig- und Zuckermelonen angeboten. Beim Kauf von frischem Obst erwartete einen immer wieder direkt das nächste Gespräch mit Händen, Füßen und einer Mischung aus russischen und englischen Vokabel. Dabei habe ich wieder einmal gelernt wie wenig es braucht, um sich zu verstehen! Aber die Strecke von Khiva nach Buchara hat es schon in sich. Zwar sind die Straßenverhältnisse zum Teil schon sehr gut, an vielen Stellen eher gut, aber die letzten 80km nehmen noch einmal mehr als zwei Stunden in Anspruch - da ist die Straße ein riesiges Schlagloch. Aber auch das gehört zu Usbekistan. Im Aufbruch, im Umbruch, aber noch nicht fertig! In Buchara angekommen, haben wir unser Hotel in der Altstadt bezogen – zu Fuß ging es die letzten Meter durch einen der kleinen Kreuzkuppelbasare über eine Fußgängerzone in die komplett verkehrsbereinigte Altstadt Bucharas zum Hotel. In Buchara finden sich mehrere Kreuzkuppelbasare, an Kreuzungen gelegene Basar, überdacht mit einer steinernen Kuppel, welche im Sommer Abkühlung verschaffen soll. Dort angekommen erwarten einen noch mehr türkisblaue Moscheen, Mausoleen und Medresen. Hinter dem Begriff Medresen versteckt sich aber nicht nur das Wort Koranschule, denn neben der Lehre des Korans wurden weitere Schwerpunkte gewählt, wie zum Beispiel die Astronomie oder das Staatswesen. Zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten zählt neben dem Kalon Minarett und der angrenzenden Miri-Arab Medrese, die über der Stadt thronende Festung Ark. Aber auch hier lohnt es sich die Augen für den usbekischen Alltag zu haben. Am Straßenrand sitzen die Bauarbeiter mit einem Tee-Set aus Porzellan und trinken dort entspannt ihren täglichen Tee. Kein To-Go Becher grüßt hier, sondern wirklich echtes Porzellan – ein wahrer Hingucker. Oder das umtriebige Treiben auf den Basaren, mit der Geschäftigkeit der Einheimischen und Touristen. Für mich war es hier wieder an der Zeit meine Bestände an Nüssen und Trockenfrüchten wieder aufzustocken. Die Fahrt von Khiva nach Buchara hatte alle Vorräte wegschmelzen lassen. Mein persönlicher Höhepunkt in Buchara war allerdings die Stimmung vor dem Freitagsgebet und die gleichzeitige Offenheit der Gläubigen vor dem Gebet in der Moschee (Freitagsmoschee). Ich konnte mich hier frei auf Socken durch die Moschee bewegen, Fotos gemeinsam mit Einheimischen machen und die Ruhe und Gelassenheit inmitten der Gläubigen genießen. Mein Buchara-Moment! Den Tag haben wir auch hier beim Sonnenuntergang auf der Festungsanlage Ark ausklingen lassen. Der Blick vom Rand der Festungsmauer auf die Stadt ist atemberaubend. Die Kamera machte keine Pause mehr – diese Augenblicke hätte ich am liebsten „eingefroren“. Auf der einen Seite der Blick über das Bilderbuch Buchara und auf der anderen Seite der, von den stalinistischen Flugstreitkräften im Jahr 1920, zerstörte Teil des Palasts – sehr skurril, aber auch ein Teil der Geschichte des heutigen Usbekistans. Bevor es dann von Buchara weiter in Richtung Samarkand ging, musste ich noch meine Einkaufsliste abarbeiten und hier stand ganz oben: Scheren aus Buchara. Den Tipp habe ich von unserem Reiseleiter bereits vor Ankunft erhalten und so haben wir uns in die Werkstatt von Sayfullo gemacht und ich habe mich dort mit drei neuen Scheren eingedeckt. Viel Platz haben diese noch nicht im Koffer eingenommen und so blieb noch Stauraum für weitere Souvenirs zu späterer Zeit.

Neugierig auf die zweite Hälfte von Christophs Usbekistan Reise? Folgen Sie Ihm auf den Spuren der alten Seidenstraße und in die östlichste Region Usbekistans im zweiten Teil seines Reiseberichts.


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