Reisebericht: Auf dem Kunze-Hof entspannt ins neue Jahr starten
Die Feiertage mal anders feiern mit SKR Reisen
Bis zum Horizont erstrecken sich saftige, hellgrüne Weiden, zerschnitten von silbrig-blauen Kanälen, auf denen zwei, drei kleine Enten geruhsam paddeln. Hier und dort leuchten weiß gefleckte Birken auf. Ich bin in der Wesermarsch angekommen. Die Nordsee hatte sich diese Land über Jahrhunderte erobert, bis die Bauern ihre fruchtbaren Wiesen mit Deichen sicherten und auf verstreuten Gehöften am Jadebusen einen verträumten Landstrich bewirtschafteten.
Ich fahre zum Kunze-Hof, einem Seminarhotel, in dem wir 'Silvester mal anders' feiern wollen. Der Kurs ist gut besucht. 23 Frauen und ein Mann entfliehen den jährlichen Knallfröschen und Rakentenheulern. Stattdessen singen wir uns ins neue Jahr. Die Kursleiterin Vita Ulrike Noll singt und musiziert ihr ganzes Leben lang und hat sich dadurch ein weit gespanntes Repertoire internationaler Lieder und Mantren erarbeitet. Als blutige Anfängerin treffe ich nicht jeden Ton und verstehe nicht jede Anweisung. Wenn die Melodie beim dritten Mal halbwegs sitzt, spaltet sich die Gruppe in verschiedene Stimmen auf. Oder das Lied wird zum Kanon, in den meine Kleingruppe pünktlich einfallen soll. Da heißt es, nicht den Mut zu verlieren. Ein wenig Übung ist wirklich hilfreich, um an einem solchen Kurs teilzunehmen. Schließlich flutet der volle Chorgesang den Saal und berauscht uns alle. Anderthalb Stunden lang singen wir vormittags und anderthalb Stunden am Nachmittag oder am Abend. Wer will, kann zusätzlich eine Einzelberatung oder eine Klangmassage buchen. Der Rest ist Freizeit.
Seminarhotel Kunze-Hof - gemütlich und familiär
Dazwischen nimmt das gemeinsame Essen einen großen Raum ein. Die Küchenkräfte kochen wie zuhause und stellen alles zur Auswahl auf die Anrichte. Morgens, mittags und abends locken bunte Schüsseln: Warmes und Kaltes, Gemüse, Salat und Fleisch. Obst, Tees und Kaffee rund um die Uhr. Köstlicher Kuchen am frühen Nachmittag. Abnehmen ist ausgeschlossen. Aber wer will das auch über Silvester? Rainer Kunze hat seinen Hof vor 40 Jahren auf einer platten Wiese aufgebaut: Ein Klinkerhaus nach dem anderen entstand auf dem unwirtlichen Gelände. Dazwischen romantische Teiche mit einer Brücke aus Feldsteinen und absichtlich gewundenen Zufahrtswegen. Gemischtes Pflaster sorgt für rustikales Ambiente. Hinter dem Haupthaus lockt eine kleine Kanustrecke. Zwei Schimmel leben im Bilderbuchstall oder dösen auf der freien Koppel. Ordentlich geschichtete Holzstapel versprechen Lagerfeuer bei guter Witterung. Die Zimmer sind unterschiedlich geschnitten und familiär eingerichtet. Der Übungsraum bezaubert durch weiße, hoch zulaufende Holzfenster und Lampen im Jugendstil. Die Kursleiterin des Kunze-Hofs hat mit Stoffen und Teelichtern für eine gemütliche Einrichtung gesorgt.
Silvesterfeier in harmonischer Gruppe
Am 31. Dezember werden weissagende Karten gezogen, die jedem Teilnehmer ein persönliches Motto für das neue Jahr nahe legen. Wie kann es sein, dass meine Karte tatsächlich einen Sinn für mich ergibt? Wir bereiten uns vor auf diesen letzten Tag des Jahres. Ideen und Anregungen aus der Gruppe sind herzlich willkommen, wenn sie sich umsetzen lassen. Vita schlägt vor, dieses Mal nicht am Feuer zu sitzen, sondern Dinge und Gedanken aufzuschreiben, die man loslassen will, ein kleines Blumensträußchen zu basteln oder ein Papierschiffchen zu falten und alles dem Teich zu übergeben. Kurz vor Mitternacht wandeln wir im dunklen Nieselregen zu einer seichten Stelle, zünden schwimmende Teelichter an und legen alles aufs Wasser. Lange schauen wir noch den "schaukelnden Resten" aus unserem alten Leben nach. Ein warmes Gefühl der Herzlichkeit durchfließt uns, als wir um zwölf mit Sekt anstoßen. Später tanzen wir wild zu rockigen Hymnen aus den 70er Jahren. Die Gruppe findet Gemeinsamkeiten und wächst zusammen.
Neujahrssschwimmen in Burhave
An Neujahr nehme ich zwei weitere Kursteilnehmerinnen im Auto mit nach Burhave an die Nordseeküste. Dort findet das jährliche Neujahrsschwimmen statt: 200 Menschen stehen frierend in Badezeug am Strand und stürzen sich aufs Kommando in die kalte Nordsee. Das seichte Wasser weist nur 5 Grad auf. Manche durchschwimmen die kleine Lagune und ernten dafür strahlend eine Flasche Sekt. Für den Spaß sind Gäste aus Thüringen, Berlin und Nordrhein Westfalen angereist. Familienangehörige filmen mit. Der NDR und örtliche Pressevertreter berichten begeistert. Zuschauer wärmen sich mit Glühwein an der breiten Holzfeuerschale. Uns schaudert wohlig. Alle genießen die Gaudi.
Wesermarsch an der Nordsee entdecken
Am Abend besuchen wir ein Konzert in der Seefelder Mühle. Vor 30 Jahren haben ehrenamtliche Kulturliebhaber begonnen, aus dem hinfälligen Denkmal ein Kulturzentrum zu gestalten – mit beeindruckendem Erfolg. Heute bietet die pittoreske Mühle neben regelmäßigen Führungen in historischen Kostümen ein anspruchsvolles Veranstaltungsprogramm mit diversen Auftritten pro Monat. Ein fein restauriertes Nachbargebäude schafft tagsüber Platz für handwerklich kreative Workshops und Ausstellungen. Besonders im Sommer trudeln hier täglich Nordseetouristen ein. Nicht zuletzt angezogen von den hier dargebotenen regionalen Waren: Selbst hergestellte gefilzte Hüllen für Wärmflaschen, dick gestrickte Ringelsocken, hübsch gewebte Geschirrtücher, duftende Seifen, exklusive Marmeladekompositionen, ländlicher Käse, Wurst und Wein und natürlich die braunen, knusprigen Kandiskekse. Wer kann da widerstehen?
Im Singkurs proben wir jetzt kleine Ständchen und Aufführungen. Viele Ideen kommen zusammen. Aufregung und rote Backen vor ersten Auftritten. Freude über den Applaus. Zwischendurch ein kleiner Tanz zu 'Gracias a la vida' von Joan Baez. Das spricht uns jetzt aus dem Herzen. Und mit einer stillen Meditation klingen diese erfüllenden Tage erholsam aus.
- verfasst von: Eva Möllring, Gast von SKR Reisen