Iran – ein Land zwischen Tradition und Moderne
Was willst du denn im Iran? Da gibt es doch nichts. Das ist doch total gefährlich.
Mit diesen Fragen von Freunden und Familien muss man rechnen, wenn man sagt, dass man in den Iran reisen möchte. Und auch der lieb gemeinte Ratschlag der Eltern: “Komm mir bloß heile und unverheiratet wieder.“ habe ich mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen.
Nach diesen Fragen und Empfehlungen muss ich sagen, dass ich mich in die „Höhle des Löwen“ gewagt habe, denn ich habe dennoch die Reise in den Iran angetreten und es war die beste und interessanteste Reiseerfahrung, die ich bislang erleben durfte.
Zur Vorbereitung habe ich mir einen Reiseführer gekauft und mein Visum beantragt.
Erster Punkt auf der Liste die Vorbereitung meiner Kleidung. Im Iran herrscht Kopftuchpflicht für jede Frau. Zusätzlich muss man Oberteile haben, die über die Hüften und über den Ellbogen gehen. Dazu sollte sie luftig und bequem sitzen, das kann was werden. Aber der Einkauf erwies sich einfacher als gedacht, Tunikas und Leinenhosen sind schnell gekauft und dazu einen Schal oder ein Tuch, welches jeder daheim hat. (Beruhigt hat mich die Tatsache, wenn es nicht ausreicht hole ich es eben im Iran)
Nun kann es losgehen ich sitze am Flughafen Berlin Schönefeld und steige in die Germania Richtung Teheran. 5 ½ Flugstunden später lande ich auf den Iman-Khomeini-Flughafen in Teheran. Ich frage eine junge Iranerin, ob Sie mir beim Kopftuch binden helfen kann, sie schmunzelt ist aber überaus hilfreich und sagt zum Abschied „Welcome to Iran“. Nun kann ich aus dem Flugzeug gehen in Richtung Passkontrolle.
Ich bin überrascht über den Flughafen. Er wirkt recht klein für eine 10 Millionen Menschen Metropole. Ohne Probleme komme ich durch die Kontrolle hole meinen Koffer und ich werde von meinem Reiseleiter für die nächsten 7 Tage begrüßt. Er heißt Davood und ist seit 7 Jahren Reiseleiter. Er spricht fließend deutsch und heißt mich auch herzlich willkommen. Mittlerweile ist es bereits 4:00 Uhr morgens, hinzu kommen 2 ½ Stunden Zeitverschiebung und in die Stadt zu unserem Hotel dauert es ohne Verkehr noch mindestens eine Stunde. Davood teilt mir mit, dass dies eine kurze Fahrt ist, somit begann eine neue Zeitrechnung von Entfernungen.
Am Morgen steht der Besuch des Archäologischen Museums ins Teheran an, hier bekomme ich einen ersten Eindruck durch die Exponate, wie alt das Land ist, in dem ich mich gerade befinde. Im Museum finde ich Ausgrabungsstücke vom Darius Relief, die ersten Handtaschen für Frauen und Bilder über den damaligen Kleidungsstil. Im Norden Teherans kann ich die Silhouette vom Elburz Gebirge erkennen. Es ist leicht bedeckt mit Schnee aber man kann erahnen, dass es im Winter ein Zuhause für Skifahrer ist. Am Nachmittag geht es in Richtung Fin Garten in Kashan. Der Iran hat eine Vielzahl von verschiedenen Gärten, sie dienen als Ruheoase und Treffpunkt von Einheimischen. Dort angekommen entspannt man sofort, jeder Garten hat ein Wassersystem, sodass es angenehm kühl ist, denn der Garten ist förmlich durchzogen von kleinen Bächen. Ich treffe sofort auf Familien, die einem auf Englisch fragen woher man kommt und wie es mir im Iran gefällt. Ich stoße auch auf ein junges händchenhaltendes Pärchen. Anscheinend ist hier mehr erlaubt als man denkt.
Isfahan steht als nächstes auf den Plan, die heimliche Hauptstadt und die Stadt der Brücken. Die Straßen sind zwar sehr gut ausgebaut, aber im Iran herrscht ein Tempolimit und statt eines Mautgeräts muss ein Busfahrer ein sogenanntes Fahrtenbuch in gewissen Zeitabständen an Kontrollen abstempeln lassen. Dadurch verlängert sich eine Fahrt immer. Nach weiteren drei Stunden Fahrt bin ich nun in Isfahan angekommen. Man merkt sofort, dass hier eine andere Stimmung herrscht, als in Teheran. Die Menschen sind noch offener, herzlicher und keiner ist hier hektisch.Wir starten den Tag im 40 Säulen Palast und gehen weiter zum großen Imam Platz. Ein Treffpunkt für alt und jung. Man sieht Pferdekutschen, Menschen, die picknicken und einen Kindergarten Ausflug. Es ist so, als würde sich die ganze Stadt um diesen Ort drehen. Um den Platz herum ist ein riesiger Basar und hier findet man viele traditionelle Berufe, wie zum Beispiel den Tischdecken-Drucker oder einen Miniaturmaler. Davood empfiehlt mir nicht zu weit in den Basar reinzugehen, da man sich leicht verirren kann. Gewarnt und passiert. Nach ca. einer Stunde war ich komplett verloren im Basar Labyrinth. Natürlich ist es sofort jedem aufgefallen, dass ich ein Tourist bin und vom Weg abgekommen bin. Und wieder einmal wurde ich freundlich empfangen und mir wurde sofort geholfen, sodass ich rasch zurück gefunden habe. Viele Basarhändler versuchten auch auf Deutsch zu helfen, ansonsten kam ich hervorragend zurecht mit Englisch. Das interessanteste an dieser Stadt ist, dass viele Iraner zu einem kommen und fragen, ob sie ein Foto mit dir machen können. Den Abend habe ich an einer der Brücken verbracht. Viele Familien kommen hierher und lassen den Abend ausklingen. Und auch hier wurde ich sofort angesprochen. Woher kommst du? Wie gefällt dir der Iran? Können wir ein Foto machen? Mittlerweile habe ich schon ein paar Wörter und Sätze auf Farsi gelernt und freue mich jedes mal, wenn ich sie anwenden kann und jemand mich versteht.
Am Abend gehe ich nochmal zum Imam Platz und treffe auf Hasibe. Eine junge hübsche Iranerin, sie spricht mich auf Deutsch an und wir gehen zusammen in eine Teestube. Sie erzählt, dass sie gerade Deutsch studiert und davor Automechatronikerin studiert hat. Wie selbstverständlich holt sie ihr iPhone raus, zündet sich eine Zigarette an und das Kopftuch rutscht immer tiefer. Sie erzählt, dass sie gerne nach Deutschland kommen möchte und LKW Fahrerin werden will, im Iran ein gut bezahlter Beruf. Ihre Eltern unterstützen sie in der Idee. Sie telefoniert kurz und fragt dann, wie meine Pläne für morgen sind, ihre Mutter lädt mich zum Mittagessen ein, leider muss ich das absagen, da ich dann schon in Yazd sein werde. Mittlerweile sind noch andere Iraner und Touristen in das Teehaus gekommen, unter anderem eine Gruppe Chinesinnen. Hasibe erzählt mir, dass sie gerade “Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“ gelernt hat und ich lasse es mir nicht nehmen, das Lied mit ihr zu singen, sehr zum Vergnügen der anderen Gäste. Eine der Chinesinnen kommt auf uns zu und fragt, wer von uns Geburtstag hat, da auch sie Geburtstag habe und sie fragt, ob wir nicht alle zusammen Happy Birthday singen können. Also gesagt getan, das ganze Teehaus stimmt zum Happy Birthday ein. Ein Moment der unvergesslich scheint. Leider muss ich mich verabschieden, denn schon geht es weiter nach Yazd.
Fortsetzung folgt…..
- Ein Reisebericht von Katrin Hübler, Projektmanagerin bei SKR