Die Besondere Art die ewige Stadt zu entdecken
Vergangenes Jahr, beim Tod Johannes Pauls II. und der Papstwahl waren die Augen der Welt auf Rom gerichtet; internationale Journalisten-Teams hatten sich positioniert, scheinbar unerschöpfliche Menschenströme fluteten durch die Gassen dem Petersplatz zu - überraschend eigentlich. Bei uns klingelte ständig das Telefon, Anrufe aus Deutschland, meiner alten Heimat, die Gedanken gingen von überallher nach Rom, wie wir das alles hier vor Ort erlebten, ob uns nicht ein unglaubliches Chaos umgebe, der ganze Trubel? – Im Gegenteil, von Chaos war keine Spur, eine gute Atmosphäre war in der Stadt und alles wurde überraschend gut bewältigt – vielleicht, weil hier ja seit vielen Jahrhunderten alle Nationen Europas aus- und eingehen ...
Goethe sagte 'man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten' – wer die Stadt kennt, weiß, dass er recht hat; dass in jedem noch so guten Reiseführer die Fülle an Zusammenhängen, Werken, Monumenten, Gebäuden, historischen Persönlichkeiten und Ereignissen verwirrt. Wenn man zum ersten Mal ankommt, überfordert einen das Übermaß an Sehenswürdigem. Rom heißt aus dem Vollen schöpfen, dem unerschöpflichen Reichtum an Geschichte und Kunst, der seine Spuren eingegraben hat in das Gesicht der Stadt, in ihre Seele - Geschichte des Abendlandes, die uns angehört. Der Reichtum, den man – auch wenn man ein Leben lang hier verbringt – nicht umfassen kann, fasziniert und überfordert. Wie es angehen?
Seit inzwischen sieben Jahren – in Rom ist 'sieben' die magisches Zahl; sieben Hügel, sieben Könige, sieben Hauptkirchen ... – begleite ich oder vertretungsweise eine andere kompetente Kunsthistorikerin und/oder Archäologin für SKR kleine Reisegruppen, zehn bis maximal zwanzig Personen, durch Rom und Umgebung; die ideale Gruppengröße, groß genug, um immer jemanden 'mit der gleichen Wellenlänge' zu finden, und überschaubar, um sich wohlzufühlen. Mein ehemaliges 'Steckenpferd', Reisen zu begleiten – was sich beim Kunstgeschichts-Studium nicht selten ergibt – ist damit immer mehr zur Berufung geworden, der ich mit Freude und Engagement nachgehe. Wo kann man besser als hier Kunstwerke in ihrem ursprünglichen Kontext und im direkten Gegenüber vermitteln. Italien und Rom, wo sich seit Jahrtausenden die Fäden der Welt- und Kunstgeschichte verflechten, sind dafür fruchtbarer und unerschöpflicher Boden. Ich lernte Rom gleich nach der Schule bei einem einjährigen Aufenthalt kennen und lieben; hier habe ich mich entschieden, Kunstgeschichte zu studieren – tiefer einsteigen in die Geheimnisse der Kunst. Eigene künstlerische Tätigkeit lief und läuft parallel und immer wieder bieten sich hier Möglichkeiten zu eigenen Ausstellungen. Nach dem Studienabschluß in München, Studienaufenthalten in Siena und Perugia und langen Reisen durch Italien, schloss sich der Kreis und ich zog – vorerst endgültig – in die 'Ewige Stadt'.
Für Rom-Reisen gibt es unzählige Angebote, dadurch wird es einem aber, gerade wenn man Rom auf eine besondere, persönliche Art erleben will, nicht leicht gemacht. Um in Rom richtig anzukommen, braucht man einen guten Ausgangspunkt - keine nicht enden wollenden Hotelflure, sondern eine Bleibe mit eigenem Gesicht und möglichst nicht in Gegenden, in denen ein Hotel neben dem nächsten liegt. Wir folgen der alten römischen Tradition kirchlicher Unterkünfte, die es schon gab als von Hotels noch keine Rede war, und wohnen bei den Birgitta-Nonnen im untouristischen Quartiere Trieste, einer Oase, die unsere kleine Reisegruppe fast füllt und in der wir liebevoll umsorgt und gut italienisch bekocht werden. Im großen Klostergarten kann man sich vom quirligen Treiben der Stadt und von den vielen Eindrücken wunder-bar erholen und wieder auftanken, auf den Dachterrassen über dem Stadtviertel die lauen Sommerabende bei einem Glas Wein und guten Gesprächen ausklingen lassen. Es gibt keine Hotel-Rezeption an der man den Schlüssel abgeben muss, jeder ist sein eigener Herr. Häufig heißt es da schon am zweiten Tag in Rom: Wir sind 'nach Hause' gefahren. Die Umgebung des Klosterhotels ist ein richtiges Wohnviertel aus der Gründerzeit mit Wochenmärkten, großen Parkanlagen, die am Nachmittag regelrecht zum Wohnzimmer für alle Generationen werden, Plätzen, Eisdielen, Cafés und netten kleinen Lokalen – und bietet Se-henswürdigkeiten wie ein kaiserliches Mausoleum aus dem vierten Jahrhundert, frühchristliche Katakomben und Kirchenbauten, skurrile Jugendstilarchitektur und Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst in einer ehemalige Bierfabrik. In der Nachbarschaft liegt die Villa Massimo, das begehrteste Stipendiatenhaus für Künstler aus Deutschland.
Gerade in Rom ist es gut – zumindest beim ersten Besuch – sich jemand Kundigem anzuvertrauen, um Kraft und Zeit nicht mit der Suche nach der richtigen Straße, den Öffnungszeiten zu vertun und um die Nase nicht in Stadtplänen und – führern vergraben zu müssen. Es ist bei Gott schwer zu entscheiden, wo anfangen, was auswählen. Den ganzen organisatorischen Kram können Sie mir in die Hände legen und Sie können sich ganz darauf konzentrieren, die Fülle an Schönheit und Bedeutendem in sich aufzunehmen, damit vertraut zu werden. In Vor-tragsgesprächen zeige ich wichtige Entwicklungsstränge der Malerei, Skulptur und Architektur auf, innere Zusammenhänge, und stimme auf die Ausflüge ein; das bereichert und vertieft die vielen Eindrücke.
Auch Reisen ist eine Kunst auf die man sich verstehen muss und die besonders auch in Rom seit Jahrhunderten gepflegt wird – der 'Cicerone' ist nicht zufällig eine durch und durch römische Erfindung. Wir sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß unterwegs. Das ist zwar manchmal nicht ganz unbeschwerlich, aber die beste Möglichkeit, die Stadt von innen her zu erleben. Man ist nicht aus dem Geschehen ausgeklammert, sondern mittendrin, nur so erlebt man Alltagsszenen, den behäbig-gemütlichen römischen Charakter, wildgestikulierend geführte Unterhaltungen, nette Begebenheiten. Man muss sich in Rom auch zu Fuß auf den Weg machen, und auch immer wieder ziellos durch die Gassen der Altstadt schlendern, sich treiben lassen, über die Plätze, zu den Brunnen, in die kleinen, mit allen möglichen Wunderdingen randvoll gefüllten Handwerkerläden, um das Flair der Stadt, das bunte turbulente Treiben auf den Straßen, Plätzen und Wochenmärkten von einem schicken chromblitzenden Café aus zu beobachten und all diese Eindrücke genießend in sich aufzunehmen. Die Stadt kein Museum, in dem man sich den Ausstellungsstücken von außen nähert, man ist von Anfang an mittendrin, Rom ist gelebtes Leben. Das Publikum, die Welt, die seit Jahrtausenden nach Rom kommt, die Fußböden der Kirchen, Monumente und Museen ausgetreten hat – abends findet man sich zum Stelldichein auf Piazza Navona oder einem der vielen bis in die Morgenstunden belebten Plätzen der Stadt ein.
3x Rom für Entdecken & Genießer
Im Laufe der Jahre sind drei Rom-Programme entstanden, jeweils von Samstag bis Samstag, eine Woche lang: Die Höhepunkte Roms – 'Rom für Anfänger'; das ist ein Art 'Basis-Programm', wenn man zum ersten Mal kommt, die Wahrzeichen und weltberühmten Sehens-würdigkeiten in ruhigen Stadtspaziergängen erleben will. Wir versetzen uns bei einem Spaziergang über die jahrtausendealten Basaltsteine des Forum Romanum in die Zeit des Römischen Weltreichs, erleben Gründungsbauten des christlichen Rom, besuchen die Gräber der Apostel, den Petersdom, prächtige Bauten der Renaissance und des Barock und begegnen in den weitläufigen Vatikanischen Museen Kultur- und Kirchengeschichte, Michelangelos und Raffaels Fresken der Sixtinischen Kapelle und der Stanzen. Alle wichtigen Stadtviertel und Epochen werden berührt. Es bleibt aber auch Zeit und Muße für den farbenprächtigen Wochenmarkt auf dem Campo de'Fiori, den unvergleichliche Raumeindruck des antiken Pantheon – Orte der Göt-ter – und für Unbekannteres und Besonderes, für die Kostbarkeiten in der Umgebung des Kloster-Hotels, für einen Besuch im Mutterhaus mit den Wohnräumen der Mystikerin und Ordensgründerin aus dem Mittelalter, für wunderschöne Ausblicke über das Kuppel- und Dächermeer der ewigen Stadt und einen Abendspaziergang durch verwinkelte Gassen, zu uralten Palästen und Bauwerken, über die Pätze mit den unverwechselbar römischen Brunnenanlagen, dem Trevibrunnen, dem unvergeßlichen Vier-Ströme-Brunnen auf der Piazza Navona bei nächtlicher Beleuchtung.
Rom für Liebhaber – 'Rom für Fortgeschrittene', man könnte auch sagen 'Rom durch die Hintertür'. Auch hier erschließen wir uns die wichtigen Bereiche der Altstadt und begegnen Werken und Monumenten der großen Kunst-Epochen, aber nicht nur weltbekannte 'Highlights', sondern Kostbarkeiten, die den meisten Rom-Besuchern verschlossen bleiben, und Sonderbesichtigungen sind unser Ziel. Das Besondere ist, daß jeder Tag unter einem Thema steht, das uns als 'roter Faden' führt: die Welt der Hochrenaissance mit ihren Mythen aus der Antike, großen Per-sönlichkeiten aus den Reihen der Künstler, der Mäzene, der Adeligen und des Klerus. Wir besuchen Orten wie der Villa Farnesina, in der die Zeit am Anfang des 16. Jahrhunderts stehengeblieben ist. Ein anderes 'Thema' ist beispielsweise die Mosaikkunst mit ihrem geheimnisvollen Schimmer, die sich allein in Rom von der Antike bis ins späte Mittelalter immer weiter entwickelt und in zahlreichen Werken erhalten hat die wir bei einem Spaziergang durch das malerische und urtümliche Stadtviertel Monti aufsuchen. Außerdem ein Ausflug ins römische Hinterland, die landschaftlich wunderschönen und an Mythen reichen Albaner Berge ist vorgesehen - begeherten Sommeraufenthalt für Kaiser, römischen Adel, Päpste und Kirchenmänner: Castel Gandolfo und den verschlafenen Ort Ariccia mit einem herrschaftlichen Adelssitz aus der Barockzeit und Frascati. Die erlebnisreiche Woche klingt in einer Wanderung auf den Basalt-Steinen der berühmten Via Appia Antica, der 'Königin der Straßen' aus.
Rom im Winter – 'Rom von Innen', oder besser Rom, wie es nur wenige kennen, außerhalb der Hauptreisezeit, wenn die Stadt zur Ruhe kommt und man unter Einheimischen ist. Wir suchen neue und gewagte Ausstellungsräume auf, wie den Palazzo Massimo alle Terme mit Spitzenwerken römisch antiker Malerei, Marmorintarsien und Bronzeschmuck römischer Luxusschiffe oder das ehemalige E-Werk Centrale Montemartini; Venusstatuen und antiker Marmorschimmer vor eisernen Dampfkesseln und Dieselmotoren. Die Schätze der Vatikanischen Museen ohne die großen Besuchermengen und herrschaftliche Adelspaläste und –sammlungen oder die päpstliche Villa Giulia mit ihrer spektakulären Sammlung etruskischer Werke: Grabbeigaben und Tempelanlagen. Der Hochkultur der Etrusker ist auch eines der Vortrags-Gespräche mit Diapositiven gewidmet. Aber nicht nur atemberaubende Innenräume und Kunstsammlungen, sondern auch Spaziergänge, um das Flair der Stadt einzufangen und Konzertbesuche und vieles mehr ... Rom ist immer eine Reise wert und 'Niemand, der nach Rom kommt, bleibt der, der er war' (Raffalt).
Autor:
Edith Schaffer
vom 09.02.2006