Bhutan Reisebericht -
Reiseinterview mit SKR-Mitarbeiterin
Bhutan? Als Reiseziel? Während für viele dieses kleine Land am Rand des Himalaya Gebirges noch ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, war Jacqueline von SKR vor Ort und hat einen Bhutan Reisebericht mitgebracht, der große Lust macht, das kleine Land einmal selbst im Rahmen einer Bhutan Reise zu entdecken. Lesen Sie hier, wie Bhutans Regierung die Umwelt und seine Einwohner schützt und wie Jacqueline vom „Gold des Himalayas“ probieren durfte.
Bhutan Reisebericht: Warum hast du dich für Bhutan als Reiseziel entschieden?
Jacqueline: Bhutan ist einfach ein faszinierendes Land. Es gibt noch viel unberührte Natur und auch der Tourismus in Bhutan wird seitens des Landes gedeckelt. Man kann eine Reise nach Bhutan nur über einen Reiseveranstalter buchen und hat dann vor Ort eine lokale Reiseleitung, die einem – je nach gebuchter Reise in einer Gruppe oder alleine – die tollsten Orte Bhutans zeigt. Auch Individualreisen finden in Bhutan immer mit einem Fremdenführer statt.
Dass man als Gast nicht auf eigene Faust das Land erkunden kann, liegt daran, dass sich das Königreich Bhutan seine Ursprünglichkeit in mancherlei Hinsicht noch bewahren will. Es ist in der noch jungen Verfassung zum Beispiel festgeschrieben, dass 60 Prozent des Landes immer mit Wald bedeckt sein müssen. Brandrodung steht genauso unter Strafe wie das Rauchen von Zigaretten. Außerdem hat Bhutan als einziges Land der Welt eine negative CO2-Bilanz. Das heißt, es wird mehr CO2 von der Natur gebunden als ausgestoßen wird. Um diese Klimafreundlichkeit aufrechtzuerhalten, müssen eben manche Maßnahmen ergriffen werden: zum Beispiel, immer eine Reiseleitung an die Seite des Reisegasts zu stellen.
Um zu der Frage zurückzukommen: Dieses beeindruckende Land wollte ich unbedingt mal mit eigenen Augen sehen. Ich war mit dem Reiseleiter Yeshi Jamyang und einem Fahrer unterwegs – und es war wirklich großartig.
Bhutan Reisebericht: Was war dein Highlight vor Ort?
Jacqueline: Oh, da gibt es viele Highlights. Die grüne Landschaft ist auf jeden Fall ein Highlight an sich. Und die vielen bunten Gebetsfahnen, die überall hängen.
Ich war mit Yeshi in einer etwas größeren Stadt auch mal feiern. Dass dort eben nicht die uns bekannten Lieder, sondern Songs aus den asiatischen Charts gespielt werden, ist zwar logisch, aber war dennoch ein besonderes Erlebnis für mich.
In Sachen Kultur fand ich das Tempel-Festival in Bumthang toll. Dort versammelten sich viele Menschen, die alle um einen Tempel herumliefen. Sie hatten eine Art Rosenkranz in der Hand und unterhielten sich oder beteten währenddessen. Für jede Perle auf der Kette musste das Kloster einmal umrundet werden. Lustig war dabei, dass meine Reiseleitung Yeshi einen Anruf seines Onkels erhielt, dass Yeshis Mutter am Kloster sei. Wir sind also kurzerhand dort hingefahren und als Yeshi seine Mutter entdeckte, lief er zu ihr hin und erschreckte sie von hinten. Die Überraschung war groß, die Freude aber auch. Yeshis Mutter war wirklich sehr herzlich: Obwohl sie kein Englisch spricht, hat sie mir direkt ein Kaffeebonbon geschenkt. Außerdem war sie sehr beeindruckt von dem Wissen ihres Sohnes, als dieser ihr einiges über die Geschichte des Klosters erzählen konnte. Das war wirklich ein schöner Familienmoment, den ich da beobachten durfte.
Bhutan Reisebericht: Was hast du von den Menschen vor Ort oder von der Kultur mitgenommen?
Jacqueline: Allen voran ist die unglaubliche Gastfreundschaft der Bhutanesen zu nennen. Sie sind alle stolz auf ihr Land, das noch immer sehr unabhängig von der Weltwirtschaft ist. Bis in die 1960er Jahre war das Königreich Bhutan noch vollständig isoliert und nur über einen Weg von Indien zu erreichen, der fünf Tage Fußmarsch voraussetzte. Seither hat sich einiges geändert: es herrscht mittlerweile eine konstitutionelle Monarchie, es gibt fließendes Wasser und Elektrizität. Trotzdem können sich viele Bhutanesen noch immer selbst versorgen, weil sie zum Beispiel große Gemüsegärten haben. Insgesamt leben in Bhutan noch ca. 60 % von der Landwirtschaft. Ich habe den Eindruck bekommen, dass viele froh sind, in Bhutan leben zu dürfen.
Auch der junge König Jigme wird sehr verehrt. Überall hängen Plakate von ihm – der einem asiatischen Elvis ähnelt – und seiner hübschen Frau Jetsun: in Wohnungen, entlang der Straße und an Kreisverkehren. Man erzählt sich in Bhutan die Geschichte, dass Jigme, bevor er König wurde, mal ein Mädchen ins Krankenhaus gebracht hat, das in Ohnmacht gefallen war. Daraufhin fielen viele bhutanesische Mädchen scheinbar in Ohnmacht, sobald der junge Thronanwärter in der Nähe war.
Die ganze Königsfamilie genießt in Bhutan großes Ansehen. Der Öffnungs- und Reformprozess begann in den 1960er Jahren, wobei alle nachfolgenden Könige stets versuchten, das Land in kleinen Schritten dem Westen anzunähern. Auf Geheiß des alten Königs fanden dann 2008 die ersten demokratischen Wahlen statt, bei denen – nach dem Vorbild Großbritanniens – sowohl ein Oberhaus als auch ein Unterhaus gewählt werden.
Eine der schönsten Sachen an Bhutan finde ich aber, dass in der Verfassung des Landes verankert ist, dass alle Regierungsentscheidungen sich stärker am Glück der Einwohner Bhutans als an wirtschaftlichen Interessen orientieren sollen. Deswegen bringt man mit Bhutan auch immer wieder das sogenannte „Bruttonationalglück“ in Verbindung, dem dort mehr Wichtigkeit beigemessen wird als dem Bruttoinlandsprodukt. Davon können wir uns hier noch sehr viel abschauen.
Bhutan Reisebericht: Was hast du zum ersten Mal in Bhutan gegessen?
Jacqueline: Das Nationalgericht in Bhutan ist Ema Datshi. Das ist Reis mit einer dünnflüssigen Käsesoße, in denen scharfe Chili-Schoten verarbeitet sind. Es gibt dieses Gericht in sehr, sehr scharf und in einer (noch immer sehr pikanten) Touristen-Version, die ich dann vorgezogen habe. Die Käsesoße besteht aus einem besonderen Käse, der aus Yak-Milch gewonnen wird. Yaks sind eine Rinderart, die im Hochland bzw. an kühlen Orten leben: Mehr als 13 Grad Celsius mögen sie im Sommer nicht. Deswegen kennt man hierzulande weder Yak-Milch noch Yak-Käse.
Außerdem habe ich bei meiner Bhutan Reise bei einer Bauernfamilie zu Hause einen selbstgebrauten Schnaps getrunken, der mit einem Raupenpilz angereichert war. Dieser Raupenpilz wird auch als „Gold des Himalaya“ bezeichnet: Es handelt sich dabei um einen Parasiten, der Schmetterlingsraupen befällt und sie von innen auffrisst. Dieser Pilz wächst dann aus dem Körper der Raupe wieder heraus, bis eine längliche Form entstanden ist. Der Raupenpilz kann nur in den Höhenlagen des Himalayas gefunden werden und ihm wird eine vielseitige Wirkung zugesprochen – von Potenzsteigerung bis hin zur Heilung von Krebs. In teuren Restaurants wird der Raupenpilz außerdem als Delikatesse verkauft und ist daher sehr viel Geld wert. Viele Bauern verdienen sich mit der Suche nach Raupenpilzen daher noch etwas dazu. Trotzdem war das Bild dieses länglichen Gebildes in der Schnapsflasche etwas befremdlich – es spricht aber wieder für die große Gastfreundschaft der Bhutaner, dass sie mir diesen angeboten haben.
Die meisten Gäste, die Bhutan einmal besucht haben, schwärmen von den besonderen Erlebnissen in dem kleinen Land. Wenn Sie nach diesem Bhutan Reisebericht einmal selbst in das Land mit dem Bruttonationalglück reisen möchten, finden Sie hier geführte Reisen mit einer lokalen Reiseleitung in kleinen Gruppen von maximal 4 bis 12 Gästen.