"Sehr interessant "
Unser Flug von Frankfurt nach Vilnius war entspannt, weil wir die Nacht vorher im Flughafen-Hotel übernachtet haben. Von Vilnius ging es dann nach Kaunas, auf die Kurische Nehrung (zwei Nächte in Nida), weiter nach Riga und auf die Insel Saaremaa und weiter nach Tallinn - das alles mit mehreren Besichtigungen von mannigfachen "Sehenswürdigkeiten" aller Art. Alles nach Programm!
Es war alles wirklich sehr interessant, aber auch anstrengend, wenn man so in eine Reisegruppe eingebunden ist. Wir waren zwar nur 10 Personen, aber unsere Reiseleiterin Daiva aus Vilnius hatte den Ehrgeiz, uns möglichst viel zu zeigen und dadurch musste alles etwas schneller gehen. Sie war immer gut vorbereitet und hat uns wirklich gut betreut.
Dennoch wünschte ich mir mehr "Freizeit" zur eingenen Erholung und/oder für eigene Erkundungen "um Land und Leute kennen zu lernen". Das sollte bei Studienreisen mehr beachtet werden. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht von allen Reisenden so gesehen wird - vor allem nicht von Reisenden, die nur darauf aus sind, möglichst viele Fotos zu machen. So trifft man immer wieder Menschen, die damit protzen, wo sie schon überall waren. In unserer Reisegruppe war so ein Ehepaar, das “fast überall” schon war und jedes Jahr zwei große und eine kleine Reise macht. Sie selbst konnten die Länder gar nicht alle aufzählen. Als ich sie dann aber gefragt habe, welchen Kontakt sie denn mit den Menschen dort hatten, haben sie mich groß angesehen und betreten mitgeteilt, dass sie solche Kontakte nicht gehabt und auch gar nicht gesucht haben, wenn sie stattdessen stundenlang auf langen Straßen z.B. durch Kanada gefahren sind oder als Reisegruppen in den Hotels von der Bevölkerung isoliert waren.
Als meine Frau und ich vor einigen Jahren eine Reise nach Prag gemacht hatten, habe ich gesagt, dass ich den Eindruck hatte, dass wir uns nur “Kulissen” angesehen haben, wenn wir uns die berühmten Gebäude der Stadt - also die "Sehenswürdigkeiten" - angesehen haben, denn mit den Menschen haben wir eigentlich keinen Kontakt gehabt. Nur als meine Frau und ich dann später allein Kontakt gesucht haben, in Wohn-Häuser oder Hinterhöfe geschaut haben und zum Essen in ein Lokal gegangen sind, wo nur die Einheimischen gegessen haben und keine Touristen, konnten wir ein wenig an dem Leben der Menschen dort teilnehmen.
Für mich macht eine Reise nur einen Sinn, wenn ich die Möglichkeit habe, mit Menschen in Kontakt zu kommen, mit ihnen zu sprechen und möglichst auch zu erleben, wie sie selbst leben. Und deswegen gehe ich als erstes immer auf die Straße (auch in die Nebenstraßen und möglichst auch Häuser), schaue den Menschen zu, wie sie sich verhalten, wenn sie an mir vorbeigehen, und gehe in die Einkaufsmärkte und versuche mit den Menschen zu sprechen. Ich freue mich besonders, wenn wir uns verständigen können, obwohl wir nicht die gleiche Sprache sprechen - aber irgendwie klappt das immer - auch wenn man dann nur gemeinsam lacht.
Das habe ich diesmal auch wieder gemacht, nachdem wir von der Reiseleiterin die
“Sehenswürdigkeiten” (vor allem Kirchen, Stadthäuser aller Stilarten, Burgen und Herrenhäuser ... ) gezeigt bekommen hatten. Das hat mir schöne Erlebnisse verschafft. So hatte ich die einmalige Gelegenheit, den Präsidenten von Estland Toomas Hendrik Ilves zu erleben, als er in Tallinn von einer Baustelle im Rotermund-Viertel kam und von estnischen Schülern gefragt wurde, ob sie ein Foto mit ihm machen dürften. Sie waren so erfreut und hüpften herum, dass sie nun ihren so netten Präsidenten kennen gelernt hatten. Es war einfach herrlich! Weitere Erlebnisse hatte ich mit Studenten, die am Sonntag in Vilnius in einem Park Spiele für Eltern und Kinder organisiert hatte, allein aus eigenem Antrieb, ohne staatliche Unterstützung!. Auch der Kontakt mit den Marktfrauen ist immer wieder spannend. Selbst sogar ein Besuch der Poststelle kann ein Erlebnis sein, wenn man sieht, wie anders als in Deutschland sich die Menschen dort verhalten - völlig stressfrei und entspannt. Auch ein Gespräch ( in Englisch) mit einem Zugreisenden über die Flüchtlingssituation in Deutschland und weitere Kontakte mit den Menschen können Inhalt einer Studienreise sein.
Gar nicht gut aber ist, wenn in den Ostseestädten z.B. wie in Tallinn vier Kreuzfahrtschiffe ihre Gäste gleichzeitig in großen Gruppen (bis 50 Personen) über den Marktplatz und an den Sehenswürdigkeiten vorbeischleusen. Da hat niemand etwas davon, aber so muss es wohl heute sein?!
Weiterhin habe ich vermisst, dass wir von den dort lebenden Menschen nicht direkt erfahren konnten, wie sie persönlich die Besatzungzeit der Deutschen und Sowjets erlebt bzw. überlebt haben. Von den Ghettos erfährt man selbst in den Touristenbüros nur, wenn man gezielt danach fragt.
Für SKR-Reisenden empfehlenswert ist z.B. der Besuch der folgenden Museen:
- Das Lettische Okkupations-Museum 1940 - 1991 ( www.occupationmuseum.lv) in Riga
- Das Museum "Juden in Lettland" (www.jewishmuseum.lv) in Riga
- Tantsupeomuuseum (Tanzmuseum ) (http://tantsupeomuuseum.ee)
Zum Abschluss noch eine Bitte: Gut wäre es, wenn man eine kleine Sprachhilfe zur Verfügung hätte, vielleicht ähnlich der, wie die, die der ADAC in den Reiseinformationen aufgenommen hat.
Der SKR-Gast bewertete folgende Reise:
7 Gründe für SKR Reisen
- Kleine Gruppen
- Beste Preise – beste Qualität!
- Begegnungen vor Ort
- Hervorragende Reiseleitung
- Landestypische, kleine Hotels
- Nachhaltig reisen
- CO₂e-Kompensation für alle Reisen